Mit über 400 teilnehmenden Personen (hybrid) aus den unterschiedlichsten Branchen und Ländern war auch die Öffentliche Hand und Politik mit hohem Interesse vertreten. Neben Staatssekretär Christian Kühn (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) konnten Staatssekretärin Dr. Silke Karcher (Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz) und Staatssekretär Tino Schopf (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe) für ein Grußwort gewonnen werden, was verdeutlicht, dass sich die Politik des Themas bewusst ist und dies ressortübergreifend betrachtet.
Nach den Begrüßungsansprachen von Politik, Dr. Gunter Mann vom BuGG als Veranstalter und Laura Ferreri von der Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) als Kooperationspartnerin ging es mit der Forderung von Harald Uphoff von der 100 prozent erneuerbarer stiftung nach einer Bundesförderung gleich richtig los. Rebecca Gohlke (BuGG) griff dieses Thema am zweiten Kongresstag in ihrem Übersichtsvortrag zur Förderung von Solar-Gründächern in Deutschland wieder auf und konkretisierte den Vorschlag einer Bundesförderung von Bauwilligen, die zur PV-Pflicht freiwillig eine Dachbegrünung kombinieren. Vorgeschlagen wurde, dass der Bund sowohl die Herstell- als auch die Pflegekosten (für drei Jahre) des Gründaches größtenteils übernehmen soll.
Die Themenblöcke wurden von Friederike Skorning (100 prozent erneuerbar stiftung), Elisabeth Gruchmann-Bernau (GRÜNSTATTGRAU Forschungs- und Innovations-GmbH), Philip Witte (Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks ZVDH), Sven Ullrich (Redaktion photovoltaik) und Laura Ferreri (DGS) moderiert.
Dabei wurden viele Informationen und Anregungen vermittelt, u. a.:
- Solar-Gründächer schränken die bekannten positiven Wirkungen von Dachbegrünungen nicht ein – es bleiben beispielsweise Artenvielfalt und Abflussbeiwerte im gleichen Umfang erhalten.
- Es gibt verschiedene, mehr oder weniger vergleichbare Untersuchungen, die herausgefunden haben, dass sich der Ertrag einer PV-Anlage durch die Kombination mit einer Dachbegrünung aufgrund deren Kühleffekte steigern lässt – dennoch gibt es hier noch großen Forschungsbedarf.
- Die Erfolgsfaktoren für dauerhaft funktionsfähiger Solar-Gründächer sind unter anderem Vermeidung von Verschattung der PV-Module durch ausreichend hohe Aufständerungen, Planung von Reihenabstände (die eine fachgerechte Pflege und Wartung erlauben), Verwendung von auflastgehaltenen Systemen und die Koordination der beteiligten Gewerke.
- Es gibt verschiedene auflastgehaltene Produkt- und Systemlösungen auf dem Markt: die klassischen Süd‑, Ost/West-Module, die bisher eher in der Schweiz verwendete senkrechte (bifazialen) Module und die neu präsentierten waagrechten Röhrenmodule.
- Photovoltaik lässt sich nicht nur mit einer extensiven Dachbegrünung kombinieren, sondern auch mit Biodiversitäts- und Retentionsfunktionen zu einem „Solar-Biodiversitäts-Retentions-Gründach“ ergänzen. Dachflächen sollen und müssen multifunktional genutzt werden.
- Auch intensive Dachbegrünungen (Dachgärten) lassen sich mit PV bestücken – in Form von Pergolen mit semitransparenten Modulen.
- Die häufigsten Fehler sind Nichteinhaltung von Abständen, fehlende Gewerkeabstimmung, falscher nachträglicher Einbau von PV auf bestehenden Dachbegrünungen und fehlende Pflege.
- Handlungsbedarf besteht vor allem bei der Zuteilung der Koordination in Bezug auf die gewerkeübergreifenden Planung, Erstellung und Instandhaltung / Pflege von Solar-Gründächern.
- Immer mehr deutsche Städte fördern Dachbegrünungen mit finanziellen Zuschüssen und immer mehr die Kombination PV und Begrünung – siehe BuGG-Marktreport GebäudeGrün 2022.
Abschließend wurde die Frage diskutiert, ob es einen Zielkonflikt zwischen PV und Gründach gibt und wie Städte mit der PV-Pflicht, sowie Begrünungsvorgaben im Bebauungsplan umgehen. Immer häufiger wird die Kombination von PV und Gründach als nachhaltige und zukunftsorientierte Lösung gesehen.
Elisabeth Gruchmann und Irene Zluwa präsentierten im Themenblock Forschung und Innovationen Forschungsprojekten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Dabei wurde u.a. das F&E Projekt GREENsChOOLENERGY vorgestellt. Auf der begleitenden Ausstellung wurden Fachinformationen sowie Produkt- und Systemlösungen präsentiert und die Experten und Expertinnen standen als praxisnahe Ansprechpersonen den Teilnehmenden vor Ort Rede und Antwort. Hier konnten auch persönlicher Austausch über GREENsChOOLENERGY betrieben werden. Unterstützt wurde der Fachkongress neben zahlreichen Firmen und nationalen Verbänden auch von den beiden Partnerverbände aus Österreich (VfB) und der Schweiz (SFG). Die wichtigsten Ziele des Fachkongresses wie die Vernetzung der verschiedenen Akteure und Branchen, das Nehmen von Ängsten und Vorbehalten, Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch wurden erreicht.